Morgens mache ich meinen Rundgang durch Buxtehude. Heute am Sonntag zur Bahnlinie, daran entlang, ich hoffe auf verrückte Einfälle. Es regnet dauernd, der Himmel ist grau-blaue Suppe, ich habe Rückenschmerzen.
Trotzdem hebe ich ab und zu Plastikmüll auf, nicht dass es viel hilft, aber eventuell wandert das eine oder andere nun doch nicht in den Magen eines kleinen Tieres. Ist ja auch eine gute Tat, das baut ein bisschen auf bei den Scheiß Nachrichten.
Beim Abbiegen in die Haststedtstraße (in der Straße wohnte der Wirt Opi, die Braupfanne gibt es noch), da schießt es mir durch den Kopf: Der gute alte Alwin Schockemöhle, denke ich und weil ich mit dem Mann, dem Reiten oder Reitern oder Reiterinnen nichts am Hut habe, grinse ich schon mal. Das war ja schon mal Dumm Tüch, ich positiven Sinne, Klasse. Das kam wohl aus dem Himmel, äh, na ja, ich meine Gott? Nein, alle in meinem Umkreis wollen mit ihm nichts zu tun haben. Ich ja, aber ich komme nicht richtig auf seine Spur. Na gut.
Ich gehe weiter, biege in eine Straße ab. Ich lasse ein altes Haus liegen, das wohl für den Abriss freigegeben ist. Es ist mit einem Bauzaun umgeben, einige Scheiben sind schon eingeschmissen. Das Haus tut mir irgendwie leid, ich sehe alte, rot-braun gemusterte Vorhänge, sie hängen einsam herum, niemand wird sie je wieder ansehen, anfassen, schade irgendwie und tragisch. Die Menschen, die dort mal wohnten, sind vergessen oder die Menschen, die an sie noch denken, leben weit weg, könnte ja sein. So ein Haus wäre wohl in Nigeria ein Traum-Villa, denke ich. Ist wohl mal wieder Dumm Tüch, ok.
Und komme auf ein Zentrum von christlichen Freigeistern zu. Wollte da immer mal rein, traute mich aber nicht, sie singen laut, man will nicht stören. Ich komme näher und näher und höre eine dumpfe, hohle Stimme von drinnen tönen. Eine Milchglasscheibe, es ist ein Oberlicht, steht auf Kipp und ich höre eine Männerstimme predigen: „Der Vater im Himmel, er steht euch bei, er denkt immer an euch, ich versichere es euch.“
Ich bleibe stehen, um ein wenig zu lauschen, hinter mir harkt eine Frau Laub auf einem Steinpflaster. Ich höre also dieses Geräusch und dann sagt der Prediger: „Das ist euer Papa im Himmel, ich schwöre es euch.“
Es harkt weiter hinter mir, es gibt nur noch dieses Geräusch, ich gehe weiter und denke, wieso sagt nicht mal einer von denen „Das ist eure Mutti im Himmel, ich schwöre es euch.“
Klingt doch viel schöner, oder? Ich meine, wenn ein Mensch große Schwierigkeiten hat, dann fleht er doch nach seiner Mutter, die soll dann als Einzige helfen, oder ist das, äh, Dumm Tüch?
Gut, ich packe das zur Seite und latsche weiter, man kann sich ja mit so was nicht den ganzen Tag aufhalten. Zum Schluss komme ich an einer Sporthalle vorbei, da haben die Handball Damen vom BSV ein Spiel. Von weitem hört man schon eine Trommel mit diesem Bumm, Bumm, Bumm, Bumm. Bei meinem Vater hat mal einer gewohnt, der hat so eine Trommel bei denen bedient. Ließ die Haustür immer aufstehen, wenn er voll war.
Ich finde, die Trommel hört sich an wie eine einfache Germanen-Trommel. Haben die geschlagen, wenn Feinde angriffen, Römer und so. Heute werfen sie keine Speere, sondern Bälle, ist ja schon mal besser und bekommen pro Spielerin dafür 150.000 Euro im Jahr. Soll aber ne Million werden. Dumm Tüch? Ne, ist wegen der Gleichberechtigung. Ich gehe weiter, das liebe Geld, man macht sich keine Vorstellungen.
Info https://www.buxtehude.de/