Auf Weihnachtskarten gebe ich eigentlich nichts, aber diese war mit einem besonderen Erlebnis verbunden. Es war kurz vor Weihnachten und in meinem Garten pflanzte eine Firma Ilex-Kugeln und Hortensien, Zierahorn und Flieder, der Chef mit seinen drei Leuten.
Gegen Mittag kam mit der Post eine Weihnachtskarte. Sie war von dieser Gartenbaufirma. Ich machte den Brief auf und fand eine ziemlich einfache Karte, auf der einen Seite gute Wünsche mit einem verschneiten Tannenzweig und einer roten Christbaumkugel. Auf der anderen Seite der Name des Chefs und darunter der Spruch: ‚Die Geburt Jesu von Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das für immer bleibt.‘ (Martin Lutter). Sogar mit Unterschrift, sehr persönlich.
Ich wunderte mich, er war ein zünftiger Gartenbauer aus altem Schrot und Korn, der wohl eine wirklich christliche Ader hatte. Plötzlich war mein Herz von Wärme überströmt, so ein guter Mann, dachte ich, so ein guter Mann! Ich bin nicht herkömmlich gläubig, aber immer sehr schnell enthusiasmiert.
Das forderte meine Großzügigkeit heraus
Und gleichzeitig wollte ich mich für die Weihnachtskarte bedanken. Die sollten ein gutes Trinkgeld zu Weihnachten erhalten und ich wollte das gleich erledigen. Bester Laune schwebte ich förmlich aus dem ersten Stock die Treppe herunter und als ich im Garten war, sang ich förmlich nach einer Begrüßung, die Geburt Jesu von Bethlehem sei keine einmalige Geschichte. Ich sah die drei Arbeiter an und erntete nur fragende Gesichter. Ich erklärte weiter, dass sei ein Geschenk, das für immer bleibe und als ich immer noch keine Regung im Gesicht der Männer erkannte, schob ich schnell hinterher, dass stamme von Martin Lutter.
Die hatten keinen Dunst von der Weihnachtskarte
Ich erkannte nun fast schon Ablehnung, die Mundwinkel zeigten nach unten, in den Augen stand Misstrauen. Ich sah mich hilfesuchend nach dem Chef um, der hatte ja die Karte unterschrieben. Der guckte genauso wie seine Leute, mir dämmerte es langsam. Der Typ hatte die Karte verschicken lassen und hatte keinen Schimmer von der Botschaft. Ich erzählte ihm den Sachverhalt, er guckte verdutzt, also kein Gartenbauer mit christlichen Ansprüchen. Er hatte mir vorher noch erzählt, er sei Jäger und über seinem voluminösen Körper trug er ein Shirt, auf dem er offenbarte, dass er zu den BBQ-Ultras gehörte.
Nun ja, dass passte schon eher, dachte ich, gab den Jungs das Trinkgeld. Sie waren dann zufrieden, ich quatschte mit ihnen noch über die Pflanzen, ich hätte gute Produkte erhalten, meinte einer, dass war’s.
Dann ging ich wieder hoch. Ich nahm oben noch einmal die Karte in die Hand und fuhr mit dem Finger über die Unterschrift, keine Haptik, ok, gedruckt der Käse. Peinliche Aktion, wenn der Absender der Karte die eigene Botschaft nicht kennt. Jetzt war ich unten, der Himmel war gar kein Himmel, sondern nur ein Ort wie jeder andere. Ich hatte Verbündete gesucht und nur einen Unternehmer gefunden, dem sein Marketing wurscht war. Ich musste mich ablenken, ich dachte an Glühwein, eine gute Idee. Eventuell fand ich da ja den Himmel, nur so ein kleines Stückchen.
Tipps